Level I
»Bist du nervös?«
»Nein, warum?«
»Weil die RedFlags uns letztes Mal den Arsch aufgerissen haben.«
»Ist doch nett von ihnen, dann wissen wir jetzt, wie wir uns revanchieren können.«
Phoenix lacht
Grinsend saß Lex vor dem Bildschirm und lehnte sich in den weichen Sessel zurück, während Phoenix noch ein paar lachende Emojis in den Chat schickte.
»Mach dir keine Sorgen«, schrieb Lex, das schnelle Klacken der Tasten war das einzige Geräusch im Raum. »Ich habe mir die Streams ihrer letzten Games genau angesehen und weiß, wo ihre Schwachstellen sind.«
»Hast du sonst kein Leben?«, fragte Phoenix.
Einen Moment zögerte Lex. »Doch, natürlich. Aber ich verschlafe nicht den Rest vom Tag so wie ihr Weicheier.«
Wieder lachte Phoenix, dann kam: »Apropos Tag: Wie lief der bei dir?«
»Gut«, antwortete Lex, ein Lächeln auf dem Gesicht. »Ich hatte eine zickige Kundin, die ständig rumgemault hat. Die Sitzung hat sich ewig angefühlt, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen.«
»Hast du ihr etwas unflätiges auf die Haut tätowiert?«
»Nein, ich bin Profi«, tippte Lex und setzte ein böse dreinschauendes Emoji dahinter.
»Das weiß ich doch«, antwortete Phoenix sofort. Die winzigen Buchstaben auf dem schwarzen Hintergrund ihres Communication Rooms – ihres privaten CoRos – erzeugten ein warmes Gefühl in Lex‘ Brust.
Lex wollte gerade fragen, wie sein Tag verlaufen war – oder seine Nacht, das war nicht ganz klar – da ertönte ein leises Ploppen und ein Fenster öffnete sich.
Ruby will den Raum betreten
Sofort markierte Lex die privaten Details aus ihrer Unterhaltung und löschte sie, erst dann ließ Phoenix ihren Teamkollegen in den CoRo. Auch in dieser Hinsicht waren sie ein eingespieltes Team, es brauchte keine weiteren Worte zwischen ihnen.
»Hey Ruby«, schrieb Lex. »Bereit für das heutige Spiel?«
»Aber klar. Ich kann es kaum noch erwarten, den RedFlags zu zeigen, wer hier der Boss ist.«
»Wir schaffen das«, beteuerte Lex.
Phoenix schrieb: »Unser Meisterstratege hat alle Schwachstellen der RedFlags aufgespürt.«
»Nichts anderes habe ich erwartet«, schrieb Ruby und setzte ein zwinkerndes Emoji dahinter.
Lex grinste und wollte zu einer Antwort ansetzen, da ploppte es wieder.
Ares will den Raum betreten
Dieses Mal zögerte Lex nicht und ließ ihren vierten Teamkollegen ein.
Dieser schrieb sofort: »Ich bin derart heiß darauf, die RedFlags in den Boden zu stampfen.«
»Da wären wir schon zwei«, antwortete Ruby. »Ich muss euch nicht sagen, dass Carol das auch erwartet.«
»Fuck, bitte nicht sie«, murmelte Lex vor sich hin.
Ares schickte ein erblasstes Emoji und schrieb: »Hat unsere Sponsorin wieder die Krallen ausgefahren?«
»So in etwa«, antwortete Ruby.
»Wir packen das«, kam es von Phoenix. »Lex hat sich eine super Strategie überlegt.«
»Du bist unser bester Mann!«, kommentierte Ares sofort.
Lex grinste und tippte: »Wenigstens ein echter Kerl unter euch Memmen.«
Wie erwartet entrüstete sich Ares sofort über die Unterstellung, während Phoenix lachte und Ruby einen Emoji mit erhobenem Mittelfinger schickte.
DirtyJohn will den Raum betreten
Einer der Jungs kam Lex zuvor und ließ den Letzten ihres Teams in den CoRo.
»Hey John«, schrieb Ares. »Schön, dass du es auch mal geschafft hast.«
»Wie immer kurz vor knapp«, tippte Lex und schüttelte den Kopf.
»Ja ja, chillt mal«, antwortete DirtyJohn.
»Was hat dich dieses Mal aufgehalten?«, fragte Phoenix.
Sofort begannen die beiden anderen zu spekulieren.
Ares: »Hat dich deine Mama noch gezwungen, dein Zimmer aufzuräumen?«
Ruby: »Bist du erst jetzt aus der U-Haft raus?«
Ares: »Hast du wieder vergessen, wo der Powerknopf deines PCs ist?«
Die Anzeige besagte, dass Ruby eine weitere These tippte, doch da antwortete DirtyJohn bereits: »Nein, ihr Lappen. Ich hab noch meine neuste Eroberung zur Tür begleiten müssen. Wenn ihr versteht, was ich meine.«
Sofort kamen von Ruby und Ares lachende Emojis, während Phoenix ein seufzendes schickte. Lex hingegen enthielt sich, wie gewöhnlich. Und wie gewöhnlich blieb das nicht unbemerkt.
»Hey Lex«, schrieb DirtyJohn. »Du bist so still. Eifersüchtig?«
»Nein«, tippte Lex sofort. »Ich hab im Gegensatz zu euch jede Nacht eine heiße Frau im Bett.«
Wie erwartet eskalierte es sofort und die Jungs wollten Details und Fotos – am besten Nacktbilder, schrieb DirtyJohn – doch Lex schüttelte nur den Kopf.
»Vergesst es, ihr Perverslinge. Ich liefere euch sicher keine Wichsvorlage.«
»Komm schon, Mann«, bettelte Ares, während Ruby schrieb: »Sicher hat er uns angelogen und seine sogenannte Freundin ist aufblasbar.«
»Blasen kann sie tatsächlich gut«, schrieb Lex, was ihr Team zum Lachen brachte. Auch Lex grinste und überlegte sich eine weitere Antwort, doch da wurde der Rand des Bildschirms auf einmal blutrot und ein Countdown startete in der Ecke. Er zählte von fünf Minuten nach unten.
»Okay ihr Spießer, Schluss mit den Albernheiten, jetzt wird es ernst«, schrieb Phoenix. »Wir müssen die RedFlags heute schlagen, um vor dem Update noch ein Level zu steigen.«
»Wir machen sie fertig!«, kam es von Ares.
Lex atmete tief durch und tippte: »Jeder checkt nochmal seine Technik. Ich will keinen Ausfall wie beim letzten Game.«
»Ich hab ja gesagt, dass es mir leid tut«, antwortete Ruby sofort. »Ich hab ein neues Headset, das alte ist schon recycelt.«
Phoenix: »Wie auch immer. Zwei Minuten vor Zero sind wir alle wieder hier, dann besprechen wir noch das Spiel.«
»Aye aye«, antwortete Ares, die beiden anderen schickten nickende Emojis.
Lex nahm die Hände von der Tastatur, stand auf und ging ins Badezimmer. Dort angekommen, stützte sich Lex am Waschbecken ab, ließ den Kopf hängen und atmete tief durch. Dieses Match war wichtig, das war auch ohne Phoenix‘ Worte jedem in ihrem Team bewusst.
Nach einem tiefen Atemzug hob Lex den Kopf, sah sich selbst in die Augen. Hellblau waren sie und starrten sie aus dem Gesicht einer jungen Frau mit schwarzen, langen Haaren an.
»Du schaffst das«, sagte sie zu sich selbst. »Es wird laufen wie immer.«
Level II
Das Gesicht frisch gewaschen, die langen Haare zu einem Knoten gebunden, setzte sich Lex noch vor dem Zwei-Minuten-Countdown zurück an ihre Gamestation. Der Sessel sowie Tastatur und Maus waren genau auf ihre Maße und Bedürfnisse angepasst worden. Genauso wie das spezielle Headset und Mikro, das zusammen mit einer eigens konfigurierten Software ihre weibliche Stimme zu der eines erwachsenen Mannes modellieren würde.
Diese ganze Ausstattung, die Technik und die Highspeed-Internetleitung hatten sie ein kleines Vermögen gekostet, doch Lex war es einerlei. Sie wollte nur Teil dieses Games sein, Teil dieser Welt und wenn das alles dafür nötig war, dann spielte Geld keine Rolle.
Sie nahm einen Schluck aus ihrer Trinkflasche, startete den Stimmverzerrer und sprach ihre Testsätze. Die wenigen Phrasen konnte sie schon im Schlaf aufsagen. Als alle Pegel zu ihrer Zufriedenheit eingestellt und die restliche Hardware an ihrem Platz waren, aktivierte sie ihr Mikrophon im Chat.
»Ich bin soweit«, sagte sie. Dabei hörte sie sich selbst zweimal – einmal mit hoher, einmal mit tiefer Stimmlage.
»Wie immer der erste von uns«, entgegnete Phoenix. Man hörte seiner Stimme das Lächeln an und auch Lex grinste vor sich hin.
»Weil er ein verdammter Streber ist«, kommentierte DirtyJohn. Er hatte einen Akzent – eindeutig aus dem ehemaligen Deutschland – und war somit der Einzige, von dem Lex wusste, wo genau er eigentlich lebte.
»Du bist doch bloß noch neidisch wegen dem Kommentar mit der Perle in meinem Bett«, stichelte Lex, was DirtyJohn wie erwartet zu wüstem Fluchen veranlasste.
Ruby klinkte sich mit einem Lachen ein, ehe er sagte: »Ach John, von dir lerne ich immer wieder so schöne neue Worte.«
Lex schüttelte nur den Kopf und mischte sich nicht weiter in das Wortgefecht der beiden ein. Ihr Blick klebte auf dem Countdown, der bald ihre Zwei-Minuten-Marke erreicht hatte. Kurz davor meldete sich endlich auch Ares wieder zurück und die Frotzeleien hörten sofort auf.
»Okay, konzentrieren wir uns«, sagte Phoenix, seine tiefe Stimme voller Ernst. »Wir müssen heute gewinnen, damit wir unseren Vorsprung noch vor dem neuen Update ausbauen.«
Mehrere ihrer Teammitglieder murmelten ihre Zustimmung, während Lex stumm nickte. Nicht wenige Menschen hätten sie alle für Irre erklärt, weil sie sich einen solchen Stress wegen eines Onlinegames machten, doch für sie war es nicht nur ein Spiel.
Es war Leidenschaft, Business und zugleich die letzte noch legale Form, sich bis aufs letzte mit anderen zu messen. Daher war es durchaus angebracht, dass unter ihnen eine Stimmung herrschte, wie sie wohl auf den großen Schlachtfeldern der Geschichte zu finden gewesen war.
»Lex«, sagte Ares, »wie ist der Plan?«
Lex atmete tief ein und aus. »Okay, hört zu ihr Loser: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir heute in einer urbanen Umgebung spielen, liegt bei siebzig Prozent. Ich habe mir alle Spiele der letzten Woche angeschaut und die fanden zumeist in der Wüste, dem Wald oder in der Polarstation statt.«
»Die hasse ich«, murmelte Ruby, was Lex jedoch ignorierte.
Stattdessen fuhr sie fort: »Daher können wir davon ausgehen, dass wir in der City spielen dürfen. Da haben die RedFlags schon immer schlechter abgeschnitten, was uns einen taktischer Vorteil bietet.«
»Aber wir können uns nicht darauf verlassen, oder?«, fragte DirtyJohn.
»Sicher ist nur der Tod«, antwortete Lex mit einem schiefen Grinsen. »Daher konzentrieren wir uns doch lieber darauf, was die RedFlags sonst noch für Macken haben, die wir gegen sie einsetzen können. Zum Beispiel die Tatsache, dass sie dazu neigen, die vermeintlich unauffälligen NPCs zu hacken. Deshalb will ich, dass jeder von euch besonders auf die alten Ladies oder die Kids aufpasst.«
»Verro war schon immer ein kranker Mistkerl«, brummte Ares.
»Ja, aber das wird ihm und seinem Team heute auch nicht helfen«, sagte Lex selbstsicher. »Denn ich schlage vor, wir machen es heute so wie in dem Match gegen die Hellcats.«
Wie erwartet drang für einige Herzschläge nur Stille an Lex‘ Ohren, ehe einige ihrer Teamkameraden hörbar ausatmeten.
»Wow, das wird dann aber heftig«, murmelte DirtyJohn. »Bist du dir sicher?«
»Ja, bin ich«, antwortete Lex sofort. »Es macht mir nichts aus, den Lockvogel zu spielen. Es ist die perfekte Ablenkung für Ares und Ruby, vor allem, wenn du und Phoenix das entsprechende Material für die Fallen besorgen. So sollte es ein Kinderspiel sein, uns das Lumia vor den RedFlags zu sichern.«
Ares ächzte und sagte: »Du tust gerade so, als wäre das wirklich so einfach.«
»Wenn jeder das tut, was er soll, dann wird es auch so einfach sein.«
»Lex hat recht«, mischte sich Phoenix ein. »Wir halten uns an seinen Plan und treten den RedFlags heute ordentlich in ihre platten Ärsche.«
»Yeah!«, rief DirtyJohn und die anderen stimmten mit ein, während Lex nur breit grinste. Ihre Atmung beschleunigte sich und ihre Fingerspitzen fingen an zu kribbeln. Sie war genauso heiß auf den Sieg wie ihre Teamkameraden.
Lex kontrollierte den Countdown – noch dreißig Sekunden – räusperte sich und fragte: »Ruby, kümmerst du dich heute um den Livestream?«
»Kein Problem«, antwortete der Techniker ihres Teams sofort.
»Okay, dann legen wir mal los«, sagte Phoenix. Einer nach dem anderen verließ den CoRo, den Lex kurz darauf schloss. Stattdessen ging sie in den Spielbereich, loggte sich ein und starrte auf den Countdown.
Zehn.
Neun.
Acht.
Sieben …
Der Bildschirm wurde in ein türkisblaues Licht getaucht und eine Computerstimme verkündete: »Willkommen bei ›Fight of Lumia‹! Eure Aufgabe ist es, die Energiequelle – das Lumia – vor dem gegnerischen Team zu erreichen und zu sichern. Viel Glück dabei!«
Die Anzeige wurde schwarz … dann baute sich die Szene einer Stadt auf: Hohe Wolkenkratzer, die jedoch wie auch die anderen Gebäude halb verfallen waren. Der Himmel dunkel und wolkenverhangen, Nebel waberte durch die Straßen und man hörte Sirenen und Schüsse in der Ferne.
»Ha!«, triumphierte Lex. »Eine Stadt, habe ich es doch gesagt.«
Während sie sprach, rasten ihre Finger über die Tastatur, ihre Augen scannten die Minimap und die anderen Anzeigen am Rand ihres Bildschirms.
»Ja ja, du bist der Beste«, murmelte DirtyJohn.
»Hört auf zu tratschen«, forderte Phoenix hart. »Jeder kennt seine Aufgaben, also versaut es nicht.«
Ruby und Ares stimmten ihm zu, DirtyJohn brummte nur. Lex gab keinen Laut von sich, denn sie war schon längst dabei, alle Informationen zu verarbeiten, die ihre Teamkollegen ihr gaben.
DirtyJohn als ihr Hehler besorgte bereits die ersten Materialien, Phoenix hackte sich in die Infrastruktur der zerfallenen Stadt, während Ares Einsatzkräfte rekrutierte und Ruby sich um die technische Ausstattung kümmerte.
Es dauerte kaum eine Minute, da verkündete Phoenix: »Ich hab das Lumia gefunden!« Zeitgleich ploppte ein türkisblaues Quadrat in der Minimap auf. Es befand sich genau in der Mitte der Karte, so dass es zwischen ihnen und den RedFlags zu einem Wettrennen kommen würde.
»Okay, es wird folgendermaßen laufen«, begann Lex und verkündete die Strategie. Jeder ihrer Teamkameraden bestätigte seine Aufgabe und legte los.
Sie arbeiteten perfekt zusammen.
Was auch der Grund war, weswegen sie wie erhofft nach dreißig Minuten als Sieger aus dem Spiel hervorgingen. Eine Tatsache, die sie nicht müde wurden zu betonen, als sie kurz darauf in einen CoRo zusammen mit den RedFlags geschaltet wurden.
»Das war reines Glück«, schnaubte Blazze, der Teamleader der RedFlags.
»Ja ja, rede es dir nur ein«, stichelte DirtyJohn. »Ihr habt einfach nicht so dicke Eier wie wir.«
Verro knurrte: »Deine nagle ich mir als Trophäe an die Wand, wenn wir euch das nächste Mal zurück auf euren Platz verweisen.«
»Kannst es ja gerne versuchen«, erwiderte DirtyJohn und lachte laut.
»Jungs, seid doch bitte friedlich«, bat Lex.
»Der gute alte Lex, immer der Diplomat«, sagte Blazze. »Dich würde ich ja gerne mal ausrasten sehen.«
»Das wirst du wohl nur schaffen, wenn du ihn flachlegst«, sagte Verro mit einem anzüglichen Unterton. »Du stehst doch auf Schwänze, nicht wahr Lex? Hier, ich schick dir meine Adresse – komm vorbei, wenn du dich traust.«
Tatsächlich tauchte nur wenige Sekunden später Verros Standortkoordinaten im Chat auf. Die RedFlags grölten und feixten, während Lex‘ Teamkameraden mit Beleidigungen konterten.
»Jetzt reicht es«, ging Phoenix dazwischen. »Es war ein faires Match und ihr habt verloren. Kein Grund, ausfallend zu werden.«
Mehrere der RedFlags murmelten weiter Verwünschungen vor sich hin, ehe Blazze seufzte und sagte: »Wir sehen uns beim nächsten Match.«
Kurz darauf loggte sich einer nach den anderen aus dem öffentlichen CoRo aus. Lex und die anderen wechselten in ihren privaten Chat.
»Yes Man!«, schrieb Ares und setzte dahinter eine Reihe von Emojis, die tanzten oder miteinander anstießen.
»Das war unser bestes Spiel seit langem«, tippte Ruby. »Auch der Stream lief extrem gut. Über zehntausend Zuschauer und massenhaft Coins für uns.«
»Da schmeckt der Sieg gleich noch viel süßer«, kommentierte DirtyJohn.
Lex grinste und schrieb: »Das haben wir uns aber auch verdient.«
Sie chatteten noch ein wenig weiter, freuten sich über den Sieg und über das verdiente Geld, bis sich einer nach dem anderen verabschiedete.
Am Schluss waren nur noch Lex und Phoenix übrig. Lex seufzte und schrieb: »Weißt du, ich hätte mich vorhin auch sehr gut selbst verteidigen können.«
»Weiß ich, aber das ging echt zu weit.«
Lex zuckte mit ihren Schultern. Sie hätte ihm schreiben können, dass sie tatsächlich auf Schwänze stand, aber in einem ganz anderen Kontext als von Verro angedeutet. Oder sie hätte schreiben können, dass sie schon um einiges schlimmer beleidigt worden war.
Aber all das ließ sie ungesagt.
Stattdessen tippte sie: »Immerhin sind wir vor dem Update um ein Level gestiegen.«
»Das stimmt«, antwortete Phoenix. »Sehen wir uns morgen wieder?«
»Klar«, erwiderte Lex. »Gleiche Zeit wie immer?«
»Ja. Hau dich aufs Ohr.«
»Vergiss es, jetzt feiere ich erst noch ein bisschen«, schrieb Lex und grinste, als Phoenix ein lachendes Emoji schickte.
»Übertreib es nicht, bye.«
Phoenix hat den Raum verlassen
Noch immer grinsend lehnte sich Lex in ihrem Sessel zurück und streifte die Kopfhörer ab. Erst jetzt bemerkte sie die Anspannung in ihren Schultern, ihre trockenen Augen und auch die trockene Kehle. Sie angelte mit einer Hand nach ihrer Trinkflasche und nahm einen großen Schluck. Den Blick hielt sie dabei nach wie vor auf den Bildschirm gerichtet.
»Bis morgen, Grey.«